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Wenn Satiriker bitter werden. Eckhard Henscheid, ein solcher seit seligen "Pardon"-Zeiten, legt eine Auswahl seiner musikkritischen Vorträge und Essays vor. Unbestritten, seine Opern- und Klassikdeutungen weisen ihn als hochsensiblen Musikkenner aus. Aber, aber, diese professoral kalte Dünnlippigkeit -- gepaart mit einem galligen Humor, der sich allzuoft als pure Häme erweist. Gänzlich garstig die Art, in der Henscheid sich über Jonathan Carrs 1997 erschienene Mahler-Biografie hermacht. Von einer "abscheulichen und aberdummen Art" ist da die Rede. Carrs Werk, zugegebenermaßen kein Highlight der Mahler-Geschichtsschreibung, hat solch teutonische Belehrungswut weiß Gott nicht verdient.
Anschließend wird Loriots eigenwillige Leseversion des "Ring des Nibelungen" geschlachtet, "ein recht unbedarftes, fades Produkt". Am "preziösen und onkelhaften Erzählton" stört sich der Autor, der "eher enerviert, als dass er beim Verständnis des sechzehnstündigen Großwerks vorwärtshülfe". Hülfe es Ihnen vielleicht auf die Sprünge, dass es gerade dieser preziöse, onkelhafte Ton ist, der Loriot seit Jahren auszeichnet?
Waltraud Meiers "Isolde" dagegen verleiht Henscheids Prosa mächtige Schwingen. Hin und weg von dieser "unwiderstehlichen Legierung aus artig geschelmter Bescheidenheit und geradezu bombig von sich selbst entfeuerter Selbstgewissheit", treibt Meister Eckhard allerdings die letzte bange Frage um, ob dieses "Elementarkriegerische" bei Meier "von ihrem sehr schlanken Gesang, ihrer so stolzen Miene, oder gar ihrer überaus beteiligten Mimik herkommt." Tja, wenn mans wüsste. Sentenzen, die schwindeln lassen.
Diese Mischung aus gedrechselter Zunftstubensprache und hochdrehender (oft genug absturzgefährdeter) Metaphorik, suggeriert höchste Bildungsgefilde, ist aber leider oft nur höllisch anstrengend -- und entbehrt, bei allem Respekt, oft nicht einer unfreiwilligen Komik. Die Berliner Zeitung wittert in Henscheid ein Genie am Werk. Will man der Legende glauben, sind das oft einfach nur überraschend bescheidene Menschen. --Ravi Unger
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